3. Periodische Funktionen

Periodische Funktionen

Auf dem Weg zur Fourier-Transformation lassen sich zunächst einige Stationen wie z.B. die Fourier-Reihe betrachten. Grundlegend lässt sich mit den mathematischen Funktionen Sinus und Kosinus beginnen.

Periodizität von Sinus und Kosinus

Eine grundlegende Verbindung zwischen der Mathematik und periodischen Phänomenen, sind die periodischen Funktionen sin\sin und cos\cos.
Nun kann man sich fragen warum die Funktionen sin\sin und cos\cos überhaupt periodisch sind?
Die Periodizität von sin\sin und cos\cos basiert grundlegend auf der Rotationssymmetrie eines Kreises.
Bewegt man sich auf dem Rand eines Kreises, so kommt man nach einer Weile wieder am Punkt an, an welchem man gestartet ist.
Wenn man nun einen solchen Kreis mit dem Radius r=1r = 1 betrachtet, so folgt für den Umfang dieses Kreises U=2πU=2 \pi. Daraus folgt, dass sin\sin und cos\cos periodisch mit der Periodenlänge 2π2\pi sind. Es folgt also:

sin(t)=sin(t+2π)undcos(t)=cos(t+2π)\sin(t) = \sin(t+2\pi) \qquad \text{und}\qquad \cos(t) = \cos(t+2\pi)

Es kann somit eine harmonische Schwingung erzeugt werden. Die ausführliche, trigonometrische Definition der Funktionen sin\sin und cos\cos soll hierbei erspart bleiben.

Parametervariation

Es gibt verschiedene Möglichkeiten die Sinus- und Kosinusterme zu verändern, welche wahrscheinlich aus der Schulmathematik bekannt sein sollten:

f(t)=Asin(ωt+Δφ)undf(t)=Acos(ωt+Δφ)f(t) = A \sin(\omega t + \Delta \varphi) \qquad \text{und} \qquad f(t) = A \cos(\omega t + \Delta \varphi)

Dabei gilt:


ParameterBedeutung
Δφ\Delta \varphiPhasenverschiebung
ω\omegaKreisfrequenz (Bogenmaß pro Zeit) mit ω=2πf\omega = 2 \pi f
AAAmplitude

Im Folgenden lassen sich die obigen Parameter variieren:

f(t)=1sin(1t+0)f(t) = 1 \cdot \sin(1 \cdot t + 0)

Für welche Phasenverschiebung Δφ\Delta \varphi gilt Asin(ωt+Δφ)=Acos(ωt)A \cdot \sin(\omega t + \Delta \varphi) = A \cdot \cos(\omega t)?

Die sin\sin und cos\cos Funktionen lassen sich also umfangreich modifizieren.

Im Folgenden wird die Form

sin(2πft+Δφ) und cos(2πft+Δφ)\sin (2 \pi f t + \Delta \varphi) \qquad \text{ und } \qquad \cos (2 \pi f t + \Delta \varphi)

verwendet. Der Vorteil daran ist, dass man die Frequenz ff direkt ablesen und somit auf die Anzahl an Perioden pro Zeiteinheit schließen kann. Zudem ist relevant, dass f=1Tf=\frac{1}{T} gilt, wobei TT der Zeit für eine Periode entspricht (Periodendauer).

Kombination von trigonometrischen Funktionen

Um nun kompliziertere periodische Vorgänge mithilfe von diesen periodischen Funktionen zu modellieren, erscheint es intuitiv, mehrere periodische Funktionen zu kombinieren.
Der erste Gedanke bei einer Kombination von mehreren Funktionswerten, könnte z.B. eine einfache Addition sein. Es lassen sich also beispielsweise mehrere sin\sin-Funktionen addieren.
Zum Beispiel:

g(t)=sin(2πt)+2sin(2π2t)+sin(2π9t)g(t) = \sin(2 \pi \cdot t) + 2 \sin (2 \pi \cdot 2t)+ \sin(2 \pi \cdot 9t)

Welche Frequenz hat die resultierende periodische Funktion?


Es macht Sinn, dass die Frequenz der resultierende Periodische Funktion genau dem größten gemeinsamen Teiler der Ausgangsfrequenzen entspricht, da sich der periodische Gesamtvorgang erst wiederholen kann, wenn alle periodischen Einzelbestandteile sich gleichzeitig wiederholen.

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Der größte gemeinsame Teiler, ist die größte Zahl, durch welche zwei oder mehrere Zahlen teilbar sind. Man schreibt auch: ggT(a,b)\text{ggT}(a,b)

Welche Grundfrequenz hat die resultierende periodische Funktion, wenn die Teilfrequenzen: 4Hz4Hz,6Hz6Hz,8Hz8Hz sind?

Zusätzlich kann auch noch die Phasenverschiebung der einzelnen Terme modifiziert werden, welche jedoch in obigem Beispiel erspart bleibt.


Die verschiedenen Schwingungsbeiträge haben somit Frequenzen, welche Vielfache einer bestimmten Grundfrequenz f0f_0 sind. Diese Grundfrequenz ist die Frequenz des resultierenden periodischen Phänomens, welches aus der additiven Verknüpfung der verschiedenen Schwingungsbeiträge resultiert.

Einführung der Summenschreibweise

Es lässt sich eine kompaktere Schreibweise für die Addition der verschiedenen Sinus-Terme formulieren:

f(t)=A02+k=1nAksin(2πkf0t+Δφk)\begin{equation} f(t) = \frac{A_0}{2} + \sum_{k=1}^n A_k \cdot \sin(2 \pi k f_0 \cdot t+ \Delta \varphi_k) \end{equation}

wobei AkA_k die Amplitude und Δφk\Delta \varphi_k die Phasenverschiebung für den kk-ten Sinus-Term beschreibt.

Wichtig dabei ist, dass die verschiedenen Frequenzen kf0k \cdot f_0 ganzzahlige Vielfache einer Grundfrequenz f0f_0 sind. Die Namesgebung der Funktion ist möglicherweise etwas ungünstig, wenn es um Frequenzen geht, welche ebenfalls mit ff ausgedrückt werden.

Zusätzlich wird häufig der Term A02\frac{A_0}{2} dazu addiert. Durch diesen kann eine Verschiebung entlang der yy-Achse hervorgerufen werden. Dies ist relevant, wenn beispielsweise ein periodisches Phänomen modelliert werden soll, dessen durchschnittliche Werte oberhalb der xx-Achse liegen.

Wie müssten die Parameter AkA_k der Summendarstellung gewählt werden, um die oben dargestellte periodische Funktion (g(t)=sin(2πt)+2sin(2π2t)+sin(2π9t)g(t) = \sin(2 \pi \cdot t) + 2\sin (2 \pi \cdot 2t)+ \sin(2 \pi \cdot 9t) ) darzustellen (mit f0=1Hzf_0 = 1Hz)?

Überzeuge dich davon, dass jede beliebige Summe von sin\sin-Termen durch (1)(1) ausgedrückt werden kann.

Winkelsummenidentität

Es gibt nun verschiedene praktischere und üblichere Wege den Summenausdruck (1)(1) zu schreiben. Um die Summe 2πkf0t+Δφk2 \pi k f_0 \cdot t+ \Delta \varphi_k innerhalb des sin\sin aufzulösen, lässt sich ein Zusammenhang für Winkelsummen anwenden:

sin(α+β)=sin(α)cos(β)+cos(α)sin(β)\sin(\alpha+ \beta) = \sin(\alpha)\cos(\beta) + \cos(\alpha)\sin(\beta)

Eine ausführliche Herleitung für diesen Zusammenhang ist bei Sinus-Winkelsummenidentität aufgeführt. Wenn man also diesen Zusammenhang auf einen der obigen Sinus-Terme anwendet und ausmultipliziert folgt:

Aksin(2πkf0t+Δφk)=Ak(sin(2πkf0t)cos(Δφk)+sin(Δφk)cos(2πkf0t))=Aksin(2πkf0t)cos(Δφk)+Aksin(Δφk)cos(2πkf0t)\begin{equation} \begin{split} A_k \sin(2 \pi k f_0 t + \Delta \varphi_k) &= A_k (\sin(2 \pi k f_0 t) \cos(\Delta \varphi_k) + \sin(\Delta \varphi_k)\cos(2 \pi k f_0 t)) \\ &= A_k \sin(2 \pi k f_0 t) \cos(\Delta \varphi_k) + A_k \sin(\Delta \varphi_k)\cos(2 \pi k f_0 t) \end{split} \end{equation}

Um das Ganze etwas zu vereinfachen, soll die Summe in die Form

f(t)=a02+k=1nakcos(2πkf0t)+bksin(2πkf0t)\begin{equation} f(t) = \frac{a_0}{2}+ \sum_{k=1}^n a_k \cdot \cos(2 \pi k f_0 t ) + b_k \cdot \sin(2 \pi k f_0 t) \end{equation}

umgeschrieben werden. Es gilt a0=A0a_0 = A_0.

Für welche aka_k und bkb_k ist sind die Ausdrücke (1)(1) und (3)(3) gleich? (Nutze (2)(2))

Die Darstellungen (1)(1) und (3)(3) lassen sich also problemlos ineinander überführen, ohne Information über die Phasenverschiebung zu verlieren oder Information hinzuzufügen. Es wird ausgenutzt, dass sin(Δφk)\sin (\Delta \varphi_k) und cos(Δφk)\cos (\Delta \varphi_k) konstant sind. Die Frage, warum Darstellung (3)(3) nützlich ist, wird jedoch erst im folgenden Abschnitt klar. Die Darstellung (3)(3) ist ein Zwischenschritt für das Umformen in eine noch praktikablere Darstellung: Die Darstellung mit komplexen Exponentialfunktionen.

Darstellung mit komplexen Exponentialfunktionen

Man sollte sich komplexe Zahlen und den Zusammenhang

exi=cos(x)+isin(x)\begin{equation} e^{x i} = \cos (x) + i \sin (x) \end{equation}

durch die vorherigen Kapitel plausibel machen.


Der bequemste und ein sehr häufiger Weg um die Summe (1)(1) bzw. (3)(3) auszudrücken ist durch eine Formulierung mithilfe komplexer Exponentialfunktionen. Das Ziel ist also, sin\sin und cos\cos mithilfe von (4)(4) in komplexen Exponentialfunktionen auszudrücken.

Sinus mit komplexen Exponentialfunktionen

Für die folgende Frage ist es nützlich die Antwortmöglichkeiten auf einem Blatt Papier auszuprobieren.

Wie kann sin(x)\sin (x) mithilfe von komplexen Exponentialfunktionen ausgedrückt werden?


Um sin(x)\sin (x) mit komplexen Exponentialfunktionen auszudrücken, macht man sich die Symmetrien der trigonometrischen Funktionen zu Nutze.

sin(x)=sin(x) und cos(x)=cos(x)\sin (x) = - \sin (-x)\qquad \text{ und } \qquad \cos (x) = \cos(-x)
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Nachlesen zur Symmetrie von sin\sin und cos\cos: Wikipedia: Sinus und Kosinus (Definition am Einheitskreis) (opens in a new tab)

Wenn man also nur sin\sin alleine mithilfe von exie^{xi} ausdrücken will, müsste man den cos\cos-Term loswerden. Wenn man den cos\cos-Term rauskürzen will, könnte man den Term cos(x)cos(x)=0\cos (x) - \cos(-x) = 0 konstruieren.

Dies erfolgt über:

exiexi=cos(x)+isin(x)cos(x)isin(x)=2isin(x)e^{xi}-e^{-xi} = \cos(x)+i \sin(x) - \cos (-x) - i \sin (-x) = 2i \sin (x)

Nun fehlt nur noch das Rauskürzen des Faktors 2i2i.

exiexi2i=sin(x)\begin{equation} \frac{e^{xi}-e^{-xi}}{2i} = \sin (x) \end{equation}

Kosinus mit komplexen Exponentialfunktionen

Es lässt sich analog für cos\cos verfahren.

Wie kann cos(x)\cos(x) mithilfe von komplexen Exponentialfunktionen ausgedrückt werden?


Um cos(x)\cos (x) mit komplexen Exponentialfunktionen auszudrücken, versucht man analog zum vorherigen Abschnitt, sin\sin rauszukürzen. Wenn man also sin\sin rauskürzen will, könnte man den Term sin(x)+sin(x)=0\sin (x) + \sin(-x) = 0 konstruieren:

exi+exi=cos(x)+isin(x)+cos(x)+isin(x)=2cos(x)e^{xi}+e^{-xi} = \cos(x)+i \sin(x) + \cos (-x) + i \sin (-x) = 2 \cos (x)

Nun fehlt nur noch das Rauskürzen des Faktors 22.

exi+exi2=cos(x)\begin{equation} \frac{e^{xi}+e^{-xi}}{2} = \cos (x) \end{equation}

Ausdrücken der Summe mit komplexen Exponentialfunktionen

Mithilfe der obigen Übersetzung, kann nun die vorliegende Summe (3)(3):

f(t)=a02+k=1nakcos(2πkf0t)+bksin(2πkf0t)f(t) = \frac{a_0}{2} + \sum_{k=1}^n a_k \cdot \cos(2 \pi k f_0 t ) + b_k \cdot \sin(2 \pi k f_0 t)

in komplexen Exponentialfunktionen ausgedrückt werden. Man sollte sich nicht vom Aussehen dieses Zusammenhangs abschrecken lassen. Mit einigen algebraischen Umformungsschritten folgt:

f(t)=a02+k=1nakcos(2πkf0t)+bksin(2πkf0t) mit (5) und (6)=a02+k=1nake2πikf0t+e2πikf0t2+bke2πikf0te2πikf0t2i=a02+k=1nak2e2πikf0t+bk2ie2πikf0t+ak2e2πikf0tbk2ie2πikf0t=a02+k=1nak2e2πikf0t+bki2iie2πikf0t+ak2e2πikf0tbki2iie2πikf0t=a02+k=1n(akbki2)e2πikf0t+(ak+bki2)e2πikf0t=a02+k=1n(akbki2)e2πikf0t+k=1n(ak+bki2)e2πikf0t\begin{equation} \begin{split} f(t) &= \frac{a_0}{2}+\sum_{k=1}^n a_k \cdot \cos(2 \pi k f_0 t ) + b_k \cdot \sin(2 \pi k f_0 t) \qquad | \text{ mit $(5)$ und $(6)$} \\ &= \frac{a_0}{2}+ \sum_{k=1}^n a_k \cdot \frac{e^{2 \pi i k f_0 t }+e^{-2 \pi i k f_0 t }}{2}+ b_k \cdot \frac{e^{2 \pi i k f_0 t}-e^{-2 \pi i k f_0 t}}{2i}\\ &=\frac{a_0}{2}+ \sum_{k=1}^n \frac{a_k}{2} e^{2 \pi i k f_0 t }+\frac{b_k}{2i} e^{2 \pi i k f_0 t}+\frac{a_k}{2} e^{-2 \pi i k f_0 t }- \frac{b_k}{2i} e^{-2 \pi i k f_0 t}\\ &=\frac{a_0}{2}+ \sum_{k=1}^n \frac{a_k}{2} e^{2 \pi i k f_0 t }+\frac{b_k \cdot i}{2i \cdot i} e^{2 \pi i k f_0 t}+\frac{a_k}{2} e^{-2 \pi i k f_0 t }- \frac{b_k \cdot i}{2i \cdot i} e^{-2 \pi i k f_0 t}\\ &=\frac{a_0}{2}+ \sum_{k=1}^n \left(\frac{a_k-b_ki}{2}\right) e^{2 \pi i k f_0 t }+\left(\frac{a_k+b_k i}{2}\right) e^{-2 \pi i k f_0 t }\\ &=\frac{a_0}{2}+ \sum_{k=1}^n \left(\frac{a_k-b_ki}{2}\right) e^{2 \pi i k f_0 t }+ \sum_{k=1}^n \left(\frac{a_k+b_k i}{2}\right) e^{-2 \pi i k f_0 t }\\ \end{split} \end{equation}
💡

Eine Summe (k=1)na+b\sum_{(k = 1)}^n a+b lässt sich aufgrund der Kommutativität und Assoziativität der Addition in (k=1)na+(k=1)nb\sum_{(k = 1)}^n a + \sum_{(k = 1)}^n b aufspalten

Bei den Koeffizienten 12(akbi)\frac{1}{2}(a_k-bi) und 12(ak+bki)\frac{1}{2}(a_k+b_ki) handelt es sich also um komplexe Zahlen. Diese haben jedoch eine interessante Eigenschaft. Die Zahlen sind gleich, bis auf das Vorzeichen des Imaginärteils.

Sei z=a+biz = a+bi. Dann wird eine komplexe Zahl z=abi\overline{z} = a-bi als konjugiert komplexe Zahl von zz bezeichnet. Die konjugiert komplexe Zahl zu einer komplexen Zahl zz wird im Folgenden als z\overline{z} geschrieben.

Interessant ist, dass für die Addition von konjugiert komplexen Zahlen folgt:

z+z=a+bi+abi=2az+\overline{z} = a+bi+a-bi = 2a

Das Ergebnis ist also eine reelle Zahl. Dies macht auch in Bezug auf den Summenausdruck Sinn (7)(7), da es zunächst keine komplexen Anteile im Ergebnis geben soll.

Man definiere also ck=12(akbi)c_k = \frac{1}{2}(a_k-bi), woraus ck=12(ak+bki)\overline{c}_k = \frac{1}{2}(a_k+b_ki) folgt.

f(t)=a02+k=1ncke2πikf0t+k=1ncke2πikf0t=a02+k=1ncke2πikf0t+k=n1cke2πikf0t=k=nncke2πikf0t\begin{equation} \begin{split} f(t) &=\frac{a_0}{2}+ \sum_{k=1}^n c_k e^{2 \pi i k f_0 t }+ \sum_{k=1}^n \overline{c}_k e^{-2 \pi i k f_0 t }\\ &\overset{*}{=} \frac{a_0}{2}+ \sum_{k=1}^n c_k e^{2 \pi i k f_0 t }+ \sum_{k=-n}^{-1} \overline{c}_{-k} e^{2 \pi i k f_0 t }\\ &\overset{**}{=} \sum_{k=-n}^n c_k e^{2 \pi i k f_0 t } \end{split} \end{equation}

* Das negative Vorzeichen im Exponenten des Terms e2πikf0te^{- 2 \pi i k f_0 t } lässt sich ausnutzen, um die Summe umzukehren. Das bedeutet, dass das Vorzeichen der Zählvariable (hier kk) negiert wird. Dadurch lässt sich das negative Vorzeichen im Exponenten entfernen. Die Summe zählt nun von n-n bis 1-1. Die Reihenfolge der Terme in der Summe ist aufgrund der Kommutativität der Addition irrelevant.

** Für diesen Schritt müssen die Koeffizienten ckc_k neu definiert werden. Zunächst galt ck=12(akbki)c_k = \frac{1}{2} (a_k - b_k i). Für k<0k <0 muss ck=ckc_k = \overline{c}_{-k} (konjugiert komplexe Zahl). Außerdem wurde k=0k=0 mit in die Summe eingebunden. Dafür gab es zunächst noch keine Definition. Da der zugehörige Term der komplexen Exponentialfunktion e2πi0f0t=1e^{2 \pi i \cdot 0 \cdot f_0 t} = 1 folgt, dass c0c_0 die gleichen Eigenschaften hat wie der Term a02\frac{a_0}{2}. Man setze also c0=a02c_0 = \frac{a_0}{2}.

Zusammenfassend:

ck={12(akbki) wenn k>0a02 wenn k=0ck wenn k<0c_k = \begin{cases} \frac{1}{2}(a_k - b_k i) & \text{ wenn } k > 0 \\ \frac{a_0}{2} & \text{ wenn } k = 0 \\ \overline{c}_{-k} & \text{ wenn } k < 0\\ \end{cases}

Die ursprüngliche Summe von sin\sin-Termen, mit den ganzzahligen Vielfachen einer Grundfrequenz f0f_0, lässt sich also mit komplexen Exponentialfunktionen als:

f(t)=k=nncke2πikf0tf(t) = \sum_{k=-n}^n c_k e^{2 \pi i k f_0 t }

schreiben. Warum diese Schreibweise praktischer ist, wird beispielsweise durch die Anzahl der Parameter deutlich. Es gibt lediglich die verschiedenen Koeffizienten ckc_k, welche die gesamte Information über die verschiedenen Schwingungsbeiträge beinhalten. Das liegt daran, dass es sich um komplexe Zahlen handelt, und somit die Information über die Phasenverschiebung und über die Amplitude der Schwingung mit im Koeffizienten ckc_k enthalten ist.

Ausblick: Fourier-Reihen

Die Schreibweise f(t)=...f(t) = ..., welche in den obigen Abschnitten benutzt wurde ist fraglich. Kann denn jedes periodische Signal einer Grundfrequenz f0f_0 überhaupt mit den grundlegenden Baublöcken (trigonometrischen Funktionen) ausgedrückt werden? Gilt für alle Funktionen f(t)f(t), welche periodisches Verhalten aufweisen, also f(t)=f(t+1f0)f(t) = f(t + \frac{1}{f_0}), dass man:

f(t)=k=nncke2πikf0tf(t) = \sum_{k=-n}^n c_k e^{2 \pi i k f_0 t }

schreiben kann? Und wie könnte man dann auf die Koeffizienten ckc_k schließen, wenn f(t)f(t) und die Periodendauer bekannt sind?